Vielen Dank an meine Netzwerkfreunde für die
Unterstützung durch das Teilen meines Stellengesuches
via Twitter, Facebook und Google+ an dieser Stelle!
Die Ausgangslage: Webseite veraltet und keine Social Media-Aktivitäten
Die nach Lösungen suchenden und von mir kontaktierten
Unternehmen verfügten über eine eigene Webseite. Allerdings waren die wenigsten
Homepages im responsive Webdesign programmiert und der Content teilweise nach
SEO-Regeln längst vergangener Tage erststellt. Beide Faktoren führten zu einem
Absturz der betreffenden Webauftritte in den Google-Suchergebnissen. Kein
Wunder also das die betreffenden Firmen dringend nach einer Lösung suchen.
Diese Ausgangslage traf auch auf das Unternehmen zu mit dem ich das folgende Bewerbungsgespräch führte. Mancher Leser wird ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch vermuten, doch weit gefehlt.
Ein Bewerbungsgespräch aus meinem Gedächtnisprotokoll in Kurzfassung
Zum besseren Verständnis des nachfolgenden Dialoges ein Hinweis:
JM = Jörg Mersmann / AP = Ansprechpartner.
JM: Sie haben Ihre Stellenausschreibung für einen
Online-Marketing-Manager sehr umfangreich gestaltet. Was ist denn Ihre konkrete
Zielsetzung?
AP: Wir sind ein international agierendes Unternehmen mit
Standorten in … Unsere Kunden sind … Dazu setzen wir … ein und … In den
kommenden Jahren planen wir …
Zuhören ist eine meiner Stärken, bis dahin lief es also gut :-)
JM: Ich verstehe Herr Dr. V. Selbstverständlich habe ich vor
unserem Gespräch recherchiert und mir sind die Kompetenzen und Dienstleistungen
Ihres Unternehmens bekannt. Doch was möchten Sie ganz konkret erreichen?
AP: Es ist dringend notwendig Herr Mersmann, dass wir im
Internet wieder gefunden werden. Über das Internet kommen kaum noch Kunden zu
uns, was früher anders war. Daher auch die Stellenausschreibung für einen
Online-Marketing-Manager.
JM: Wichtigstes Ziel ist also eine gute Sichtbarkeit Ihres
Unternehmens im Internet und natürlich in Ihrem Sinne reagierende potenzielle
Kunden. Was mir bei meiner Recherche auffiel ist, dass keine Buttons für
Facebook, Twitter oder Google+ auf der Webseite vorhanden sind. Unterhalten Sie
Accounts auf einer der Plattformen Herr Dr. V.?
Selbstverständlich hatte ich auch nach Präsenzen des Unternehmens auf Social Media-Plattformen gesucht und keine gefunden. Allerdings wird nicht immer daran gedacht wie wichtig es ist, für alle Accounts den gleichen Namen zu nutzen. Geschieht dies nicht kann es durchaus vorkommen, dass man einen Account nicht findet. Und das kommt durchaus auch bei Firmen vor.
AP: Ähm .. nein Herr Mersmann, ich dachte eher an Adwords. Kennen Sie sich damit aus?
“Nachtigall - ick hör’ dir trapsen“ dachte ich und ahnte nicht Gutes …
JM: Ja durchaus, bin jedoch kein Profi was Adwords betrifft. Adwords-Kampagnen sind kurzlebig, unter Umständen kostenintensiv, und vor allem in Ihrem Sinne auf keinen Fall zielführend. Solange Sie zahlen kommen Kunden, wie viele und wie qualifiziert auch immer. Doch deaktivieren Sie Adwords, sind Sie wieder da wo Sie begonnen haben und nichts hat sich geändert. Sie erreichen nur kurzfristige Effekte ohne Nachhaltigkeit.
Ich hatte Sie so verstanden Herr Dr. V., dass Sie auf
Bekanntheit Ihrer Marke wert legen, Reputation mit Blick auf Google und
Verbraucher - und das langfristig. Langfristig meint: Wann immer ein
Verbraucher Ihre Dienstleistung benötigt sollte ihm optimalerweise der Name
Ihres Unternehmens einfallen, und bei einer Google-Suche Ihr Unternehmen
möglichst in Suchergebnissen sichtbar sein.
AP: Und das funktioniert mit Adwords nicht? Was wäre zu tun
um ein solches Ergebnis zu erreichen Herr Mersmann?
Aha, Interesse! Doch keine trapsende Nachtigall? :-)
JM: Im ersten Schritt ist es notwendig an die Unternehmensseite zu gehen. Sie benötigen heute eine Homepage im responsive Webdesign. Des Weiteren müssen die Textinhalte Ihrer Webseite überarbeitet werden da sie gegen heute gültige SEO-Regeln verstossen. Beide Sachverhalte sind massgeblich die Ursache für den Absturz Ihrer Webseite in den Google-Suchergebnissen.
An dieser Stelle des Gespräches spürte ich leichte Anspannung auf der Gegenseite und mein Gesprähspartner unterbrach mich mit der Zwischenfrage:
AP: Und dann würden Sie Adwords einsetzen??
JM: Das könnte man dann tatsächlich überlegen Herr Dr. V. Da
Ihre Ziele jedoch Markenaufbau, Markenbekanntheit, Reputation und positive
Rankingentwicklung der Webseite sind, würden Adwords-Kampagnen, wie schon gesagt, an diesen Zielen
vorbei führen.
Um eben diese Ziele mit Nachhaltigkeit zu erreichen ist es
notwendig, Social Media-Präsenzen zu eröffnen und diese aufzubauen. Des
Weiteren würde ich zu einem Corporate Blog anraten den man, quasi als Tagebuch
des Unternehmens, führt, und dort über Aktivitäten für Kunden berichtet.
Die Mimik meines Gegenübers wirkte erneut angespannt. Hatte er gehört, was er eigentlich nicht hören wollte? Seine Reaktion bestätigte mein Gefühl.
AP: Von diesen Social Media Sachen verstehe ich nicht so
viel. Das klingt auch alles sehr aufwendig und kompliziert. Ich denke wir
werden nur mit Adwords arbeiten Herr Mersmann.
“Schockschwere Not“ dachte ich. Aber mal im Ernst: Diese Reaktion schlägt jedem Fass den Boden aus ... oder?
Ende mit Schrecken und Ratlosigkeit auf meiner Seite
Da hat jemand einen Arbeitsplatz zu vergeben und ein echtes
Problem. Ich suche einen Arbeitsplatz und habe die notwendigen Fähigkeiten
und Lösungen diese Harausforderung in Angriff zu nehmen.
Ja, ich führe de facto sogar statt eines
Vorstellungsgespräches ein Beratungsgespräch – und dann ist und bleibt die
Lösung Adwords? Dies vor dem Hintergrund einer Stellenausschreibung für einen
Online-Marketing-Manager?!
Was bleibt sind Fragen …
Habe ich zu ehrlich beraten?
Habe ich vielleicht falsch beraten?
Was hätte ich besser machen können?
Ich freue mich über Ihre Anregungen dazu.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und das Teilen dieses
Beitrages!
Mit besten Grüssen
Jörg Mersmann
Da Sie nach Meinungen gefragt haben: Ich an Ihrer Stelle wäre mehr auf das eingegangen was der Arbeitgeber möchte. Sein Websiteproblem hätte man vielleicht lösen können, wenn er Sie eingestellt hätte. Viel Erfolg
AntwortenLöschenEin guter Gedanker Anna Pianka,
Löschendoch wie hätte ich die wirklich notwendigen Massnahmen im Nachhinein kommunizieren sollen, wenn ich V o r h e r die Vorstellungen meines Ansprechpartners widerspruchslos akzeptiert habe?
Vielen Dank für Ihren Kommentar
Jörg Mersmann
Hallo Herr Mersmann,das wäre tatsächlich schwierig gewordwn denke ich,denn nach dem Gedächtnusprotokoll das Sie hier widergegeben haben hatte der Arbeitgeber offensichtlich kein Interesse an Ihrem modernisierenden Vorschlägen sondern wollte Altes Verbrauchtes weiterführen,quasi ein totes Pferd weiterreiten.Wenn Sie nach der Einstellung nach Ihrer Beratung gehandelt hätten wären Sie den Job schnell wieder los gewesen.Viel Glück weiterhin auf der Suche nach einem kompetenten AG. Liebe Grüsse Andrea Paul
AntwortenLöschenServus Frau Paul,
AntwortenLöschenvielen Dank für Ihren Kommentar. Ich teile Ihre Ansicht, dass die Zusammenarbeit nicht hätte funktionieren können unter den gegebenen Umständen. Es war schon eine unangenehme Zwickmühle für mich.
Wäre ich der Vorstellung meines Gesorächspartners gefolgt, wären seine Erwartungen nicht erfüllbar gewesen - und ich aus seiner Sicht nicht fähig. Hätte ich mich in der praktischen Umsetzung gegen seine Vorstellung verhalten um die Ziele zu erreichen, hätte ich gegen seine Anweisung / Vorstellung gearbeitet ... und das wäre vermutlich auch das Aus einer Zusammenarbeit gewesen.
Eine mehr als bedauerliche Situation, denn die Ausgangslage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit war ursprünglich ja auf beiden Seiten gegeben.
Beste Grüsse
Jörg Mersmann
Hallo Jörg,
AntwortenLöschenja, das erlebe ich in meine Tätigkeit auch oft. Sie wollen auf Seite eins, ihr Unternehmen soll jeder kennen und was sie dann machen ist:
- eine Agentur für eine exorbitant teure Website auswählen
- Adwords schalten
Geld ausgeben ohne Ende, um dann irgendwann zu sagen:
"Internet ist blöd, lass uns wieder Kataloge drucken!"
Du kannst da nichts machen. Es ist schwierig. Ich hätte ihn wahrscheinlich verdeutlicht, dass alles was er da im Kopf hat, langsam gelöscht werden sollte und er neue Wege gehen muss. Betrachte eine Bewerbung als Verkaufsveranstaltung. Du hast ja nichts zu verlieren. Wenn du aber auf einen stößt, dem es beeindruckt, hast du den Job.
LG Frank
Hallo Frank Hartung!
AntwortenLöschenStimmt, eine andere Chance hat man in der SItuation kaum. Mich wundert nur das für ein Thema, das magels Kenntnis selbst nicht bedient werden kann, Leute gesucht werden und diesen dann nicht zugehört wird.
Vielen Dank für Deine Zeilen und beste Grüsse
Jörg
Dazu fällt mir nur ein: Das haben wir noch nie so gemacht, das haben wir schon immer so gemacht! :-(
AntwortenLöschenAuf diesen Gedanken bin ich noch gar nicht gekommen Herr Deck ... :-(
LöschenBei dieser Firma konntest du nicht gewinnen. Gegen so viel Ignoranz kommt man nicht an. Sei froh, dass du den Job nicht bekommen hast. Du wärst für diesen Firmeninhaber immer der Sündenbock gewesen. So bist du frei, dich nach einer vernünftigen Anstellung umzusehen. Viel Erfolg.
AntwortenLöschenIch denke, mit dieser Einschätzung liegst Du sehr richtig Ann-Bettina. Im ersten Moment war ich zuerst etwas geschockt und später dann enttäuscht.
LöschenDankeschön für Deinen Kommetar zu diesem Thema!
Beste Grüsse
Jörg Mersmann